TT-Folge 6

Rosi Siudak war beinahe zwei Jahrzehnte Aushängeschild im TSV-Damen-Tischtennis

Beim TSV 1846 Butzbach wird seit 75 Jahren Tischtennis gespielt – Folge 5

(ba)  In der Saison 1967/68 holte sich die junge Butzbacher Damenmannschaft in der Aufstellung Christel Stroh, Margit Griebel, Heidi Vowe und Uta Spiegelberger die Meisterschaft in der Tischtennis-Kreisklasse der Damen vor der Konkurrenz aus Windecken, Wölfersheim, Okarben, Dortelweil und Assenheim. Bei aller Freude über den Titelgewinn machte sich die damalige Abteilungsleitung mit Walter Griebel an der Spitze Sorgen wie es mit dem Damen-Quartett weitergehen könne. Die TSV-Sparte war sich nicht sicher, ob die Meistermannschaft für die Bezirksklasse die notwendige Leistungsstärke besitzt und die gerade der Jugend entwachsenen Mädels wollte man in der höheren Klasse nicht „verheizen“. „Des einen Freud ist des anderen Leid“, heißt ein bekanntes Sprichwort, das auf die aktuelle Situation in Butzbach und Bad Nauheim bezogen werden kann. Da beim TTV Bad Nauheim die Landesligamannschaft der Damen mangels Masse vor der Auflösung stand, beabsichtigten die erfolgreichen Nachwuchsspielerinnen Rosi Esser und Brigitte Walter aus der Badestadt, sich dem TSV Butzbach anschließen. Abteilungsleiter Griebel konnte die notwendigen Wechselformalitäten fristgerecht über die Bühne bringen und die beiden Nauheimerinnen erhielten die Spielberechtigung für den TSV. Mit dem namentlich bereits genannten Quartett, das den Titel eingefahren hatte, nahm die neu formierte TSV-Mannschaft am Wettbewerb der Bezirksklasse Hanau teil und qualifizierte sich auf Anhieb für die Landesliga. In der höheren Klasse mischten die TSV-Damen gegen die Gegner aus Hailer, Gelnhausen, Lauterbach, Weyers etc.  gut mit, verpassten aber den Sprung in die höhere Liga knapp. Ein Jahr später 1970/71 gelang den Butzbacher Tischtennisspielerinnen der große Wurf mit dem Aufstieg in die höchste hessische Spielklasse, der Oberliga. „Die Rosi hat im vorderen Paarkreuz gegen die starke Konkurrenz häufig gepunktet und besaß damals den größten Anteil an unserem großartigen Erfolg, mit dem niemand gerechnet hatte“, bemerkte ihre einstige Mannschaftskameradin Margit Bang, die die Spielweise der Butzbacher Nummer 1 mit folgenden Worten beschrieb: „Rosi hatte die große Gabe, ein Spiel zu lesen und konnte sich außergewöhnlich gut auf die Gegnerinnen einstellen. Mit einem unberechenbaren Schnittwechsel und gut platzierten Bällen hat unsere Rosi die Konkurrenz erfolgreich darin gehindert, in den Angriffsmodus zu kommen. Sie beherrschte den Rückhandblock. Das war ihre stärkste offensive Waffe. Mit ihrem unbändigen Kampfgeist, ihrer Schnelligkeit und ihrem Trainingsfleiß konnte sie ihr Defizit, den Vorhandangriff, minimieren“ !  In der Hessenliga musste man u.a. beim KSV Baunatal, bei Darmstadt 98, der SG Arheilgen, dem TV Kesselstadt und dem TTC Salmünster mit der Hessenmeisterin Getrud Potocnik und Petra Kaiser antreten. In der ersten Saison sprang für die TSV-Damen ein guter Mittelplatz in der Tabelle heraus. „Das lag auch daran, dass wir uns mit Sonngard Thun aus Nidda enorm verstärken konnten. Später kam mit Maria Scholz aus Lich noch eine unbekümmerte Angriffsspielerin hinzu und auch Christel Stroh lieferte häufig starke Leistungen ab“, lobte Rosi ihre Mannschaftskameradinnen. Im Pokalwettbewerb gelang dem TSV in der Aufstellung Esser, Scholz und Stroh ein großer Erfolg mit dem Gewinn der Vizemeisterschaft auf Landesebene. Die Erfolgsserie von Rosi Esser ließ auch die Konkurrenz hellhörig werden. Der SV Darmstadt 98, lange Zeit in der Regionalliga Südwest, musste seiner Zeit in der Alten Turnhalle gegen Esser vorne beide Spiele verloren geben, wobei sogar die Spitzenspielerin aus Darmstadt, die in der Hessen-Rangliste weit vorne platziert war, am Sicherheitsspiel der Butzbacher Nummer 1 verzweifelte. „Wenige Tage später bekam ich einen Anruf vom SV 98, die mich unbedingt zu einem Vereinswechsel überreden wollte „! Dass es nicht zu einem Wechsel kam, lag wohl an Hans- Michael Siudak. Der junge TSV-Tischtennisspieler hatte nämlich ebenfalls ein Auge auf Rosi geworfen hatte. Der Liebe wegen blieb Rosi Esser beim TSV und heiratete 1974 ihren Hans. Übrigens sind die TSV-Damen nicht aus der Hessenliga abgestiegen. Nach drei erfolgreichen Spielzeiten in der Liga musste der TSV gezwungenermaßen seine Mannschaft zurückziehen, da Rosi Siudak und Sonngard Mogk (Thun) eine Babypause einlegten. Damals dachte Rosi  ernsthaft über ein Karriereende nach. Schließlich feierte sie ein Comeback und blieb dem TSV-Damen-Tischtennis erhalten, das mit den Neuzugängen Dagmar und Andrea Kudraß aus Griedel wertvolle Verstärkungen erhielt. An der Seite von Dagmar Kudraß und Margit Bang holte sich die Butzbacher „Queen of Table-Tennis“ 1984 im Pokalwettbewerb für Kreisligamannschaften nach dem Bezirksmeistertitel noch die Hessenmeisterschaft. Rosi Siudak, die als Schülerin und Jugendliche sowie bei den Aktiven zahlreiche Kreis-und Bezirksmeistertitel gewinnen konnte, qualifizierte sich mehrmals für die Hessenmeisterschaften. Meist gewann sie bei diesen Titelkämpfen zwei Matches im Einzel.  In der Doppelkonkurrenz ging es mit ihrer Partnerin Sonngard Thun mit einem dritten Platz sogar weiter nach vorn aufs Treppchen. Als sich 1989 die Butzbacher Damenmannschaft auflöste, wollte es Rosi noch einmal wissen. Sie heuerte beim Landesligisten TTC Melbach an und verbuchte noch einige schöne Siege. Als auch in Melbach „die Lichter ausgingen“, kehrte Rosi zum TSV zurück. Für sie eröffnete sich nämlich eine Möglichkeit, in der 3. Herrenmannschaft mitzumachen. In manchen Begegnungen stand das Ehepaar Rosi und Hans-Michael Siudak dann gemeinsam an den Tischen. „Jahreszahlen und damit verbundene Erfolge sind mir nicht mehr geläufig. Es war eine sehr schöne Zeit, die ich nicht missen möchte“ ! Die zahlreichen Urkunden sind bei diversen Umzügen teilweise verloren gegangen. Ihre Pokale und Plaketten verschenkte sie an die TSV-Tischtennis-Jugend, nicht aber ihr Spielgerät. „Mein Tischtennisschläger hat in unserem Haus einen Ehrenplatz“ !