F5-Waltrud Wamser sprintete beim 20. Weidig-Bergfest zum Staffelsieg

Erinnerungen aus 175 Jahren des Bestehens des TSV 1846 Butzbach

(ba)   Trotz des Versuchs genau und korrekt im umfangreichen TSV-Vereinsarchiv zu recherchieren, ist es leider nicht gelungen, alles  ans Tageslicht zu bringen. Da  wurde so manches unter Zeitdruck übersehen und hat somit nicht den verdienten Platz im Festbuch zum 175-jährigen Jubiläum bekommen. Der Zufall bescherte dem Verfasser dieser Zeilen in der Butzbacher Altstadt jüngst eine Begegnung mit Frau Dr. med., Dr. phil.Krasznai. Die Enkeltochter des im öffentlichen Leben unserer Gemeinde hoch verehrten Prof. Albert Wamser, von 1898 bis 1914  1. Vorsitzender der Turngemeinde Butzbach, hat an dem kürzlich erschienenen Festbuch des Traditionsvereins Gefallen bekundet, ein kleines Wort der Kritik kam jedoch über ihre Lippen. „Etwas habt ihr vergessen. 1957 habe ich der TSV-Staffel als Schlussläuferin zum Sieg verholfen“! Das geschah in der Tat im Jahr 1957 beim  20. Weidig-Bergfest  am 1./2.Juni  auf dem Schrenzer.  Die Meldelisten  waren umfangreich und das Interesse beim Butzbacher Publikum über die Maßen groß. Mehr als 1000 Zuschauer fanden sich sonntags auf dem 1. Turnplatz in Hessen ein, um die leichtathletischen und turnerischen Wettkämpfe zu verfolgen. Der Veranstalter TSV 1846 Butzbach zeigte sich mit der gelungenen Veranstaltung mehr als zufrieden und sprach von einem großartigen Erfolg, weil TSV-Sportler aller Abteilungen zahlreiche Siege und gute Platzierungen erringen konnten. „Das sind die Erfolge eifrigen Übens und einer vorbildlichen Betreuung durch die Abteilungsleiter sowie der Turn-und Sportwarte, deren vorbildliche Arbeit in den Erfolgen ihrer Schützlinge sichtbaren Niederschlag fand“, ließ die Vereinsspitze in der BZ vom 4.Juni 1957 vermelden.


Den Albert-Wamser-Wanderpreis, der an die beste Frauen-Staffel vergeben wird, gewann  das Quartett des TSV Butzbach, v.l. Rosemarie Seelhof, Irmtraud Grieshaber, Waltrud Wamser und Ursula Feick (Fotos: BZ-Archiv, Text: ba)    

Mit Christel Gratzfeld   stellte der TSV sogar die strahlende Bergfestsiegerin, die sich auch im Kugelstoßen, neben dem Diskuswurf ihre Paradedisziplin, durchsetzen konnte. Bei der Jugend A gewann der Butzbacher Otfried Riehl den Kugelstoßwettbewerb. Waltrud Wamser stand bei der weiblichen Jugend A als Dritte des leichtathletischen Dreikampfes auf dem Treppchen. Irmtraud Grieshaber wurde im Dreikampf der  weiblichen Jugend B Bergfestsiegerin vor ihrer Vereinskameradin Ute Pohl, die sich den dritten Platz erkämpfte. In der Siegerliste durfte auch der jugendliche Sprinter Günter Schimpf nicht fehlen. Schließlich wurde mit Peter Riedel bei der männlichen Jugend A im Geräte-Vierkampf ein  einheimischer Turner zum Sieger gekürt.

Die strahlende Bergfestsiegerin von 1957 Christel Gratzfeld

Beim Geräteturnen erhielt damals ein Modellathlet mit kurz geschorenen Haaren den größten Beifall. Es war ein 24-jähriger amerikanischer Soldat aus der Ayers-Kaserne in Kirch-Göns. Milan Trenka mit tschechischen Wurzeln stammte aus New York und wurde dort 1953 und 1954 Kunstturnmeister. Für ihn sprang auf dem Schrenzer nur der 5. Platz heraus, weil er nach einer über einjährigen Trainingspause aus dem Stand seine Kür nicht flüssig genug vorführen konnte. Der amerikanische Turner zeigte sich übrigens von dem Butzbacher Bergfest sehr beeindruckt. Die Staffelläufe waren stets die Höhepunkte des beliebten Bergfestes. Wie immer herrschte auch bei den Wettbewerben 1957 am Rande der Aschenbahn viel Gedränge und eine tolle Stimmung unter den Zuschauern. Um den Weidig-Wanderpreis ging es bei den Männern. Der Schlussläufer des TSV holte Meter um Meter mit einem mächtigen Spurt auf, konnte aber an dem Führenden nicht mehr vorbeilaufen. Einige der nicht ganz neutralen Zuschauer wollten eine Behinderung des Butzbacher Sprinters gesehen haben. Auf solche Diskussionen ließ sich das Kampfgericht jedoch nicht ein. Noch  spannender und dramatischer verlief die Frauenstaffel um den Albert-Wamser-Preis. Viele der begeisterten Zuschauer wussten nicht, dass die Schlussläuferin des TSV-Quartetts, die nach einem Super-Lauf als Erste das Zielband durchriss, Waltrud Wamser, die Enkelin Professor Wamsers ist, zu dessen Ehren und Gedenken der Preis vergeben wurde. Die jungen Damen Rosemarie Seelhof, Irmtraud Grieshaber, Waltrud Wamser und Ursula Feick wurden frenetisch gefeiert. Im Jahr 1955 beim 18. Weidig-Bergturnfest holte sich bei den Männern Hans Walter Ruppel vom TSV den Sieg. 1939, beim dritten Bergfest, gewann mit Hedi Langlouis ebenfalls eine Sportlerin des TSV den Wettbewerb der Frauen.