TT-Folge 1

75 Jahre Tischtennis im TSV 1846 Butzbach – (Teil 1)

TSV-Tischtennis profitierte von Jungschar der Ev. Markusgemeinde

(ba)  Tischtennisspielen ist hierzulande weit verbreitet. In einigen Familien steht vermutlich zu Hause im Hobbyraum  eine Platte, es wird auf der Terrasse und im Garten gespielt oder auf dem Schulhof tummeln sich Mädchen und Jungen beim Rundlauf. „Komm, wir wollen Ping-Pong spielen“ ! Damit ist das Ausüben des Tischtennissports gemeint. Aber woher stammt eigentlich dieser Begriff. Aus China ! Nein, weit gefehlt ! Eine Vorform der Sportart war das  Raumtennis, das sich seit 1880 in England und Indien großer Beliebtheit erfreute. Die Bezeichnung Ping-Pong entstand, weil ein zunächst von dem Engländer Parker erfundener kleiner Ball aus Kork Ping-Pong- ähnliche Geräusche beim Aufspringen hervorrief. Beinahe gleichzeitig hatte ein anderer Engländer mit Namen  Gibb einen Ball aus Zelluloid entwickelt. Zwei Pfosten mit einem Netz wurden über einen Tisch gespannt und mit rechteckigen Schlägern, die mit Tuch oder Pappe überzogen waren, das Bällchen hin und her bewegt. Zunächst war Tischtennis ein „Kaffeehausspiel“ zum Zeitvertrieb, das später wettkampfmäßig betrieben wurde und sich zur schnellsten Sportart entwickelte.  1901 fand das erste Tischtennis-Turnier über mehrere Tage in London statt, im gleichen Jahr ging im Hamburg  der 1. Wettbewerb auf deutschem Boden über die Bühne. Die 1. Deutsche Meisterschaft kam 1907 zum Austrag.  1925 konnte der Deutsche Tischtennisbund ins Leben gerufen werden. Erst im März 1946 kam es zur Gründung des Hessischen Tischtennisverbandes (HTTV).  Zu den ältesten Vereinen in Hessen zählten neben der im Mai 1946 proklamierten Tischtennis-Abteilung des TSV 1846 Butzbach auch die gleichaltrigen Clubs TG Friedberg, Concordia Bad Nauheim, VfL Bad Nauheim und TTC Dorheim aus dem heimischen Sportkreis. Diese nahmen von der ersten Stunde an am Mannschaftswettbewerb teil.

Tischtennis-Abteilung 1946 gegründet

Der äußere Anlass für die Gründung der Butzbacher Sparte  war im Club „German Youth Association“, der von den Amerikanern nach dem 2. Weltkrieg im „Hessischen Hof“ eingerichtet wurde, ein TT-Match zwischen den TSV-Handballern und den TSV- Fußballern. Es wurde im Mai 1946 ausgetragen. Damals schon waren die Pioniere Boris Scondo, Curt Lissel , Heinz Stürmer und Walter Griebel, die  in den Gründerjahren zu  den sportlichen Größen des Kreises Friedberg  gehörten, die Motoren der Butzbacher Tischtennis-Bewegung. Das in der Alten Turnhalle ausgetragene Hessische Städteturnier zog einige Jahre renommierte Tischtennisspieler aus ganz Hessen an. Die TSV-Tischtennis-Ikone Manfred Streit kam über die „Schiene“ Handball zum Tischtennis wie auch zuvor schon Dieter Anspach. Walter Volkmann, Mitglied der ersten Landesligamannschaft des TSV, gehörte der Fußball-Abteilung an. Mit Paul Ossig rückte  zur gleichen Zeit ein gebürtiger Butzbacher in die 1. Mannschaft. Belegt ist auch, dass  die Jungschar der Evangelischen Markusgemeinde am Ende der 1950-iger Jahre einen nicht unwesentlichen Anteil an der Förderung der TSV-Tischtennis-Nachwuchses besessen hat . In einem Gruppenraum des heutigen Gemeindeamtes  am Kirchplatz tummelten sich zahlreiche Kinder und Jugendliche an einer einfachen Platte, spielten mit großer Begeisterung den beliebten Rundlauf und brachten sich selbst den Unterschnitt und den Schmetterball bei. Zu den ersten Talenten der Ev. Jugend zählten Hans-Albert Steinhäuser und Peter Tabbert, die schließlich „höhere Weihen“ anstrebten und sich der Tischtennis-Abteilung des TSV anschlossen. Albert Steinhäuser machte  in der Vereins-Jugend-Mannschaft schnell eine positive Entwicklung durch und legte eine erfolgreiche Karriere in der 1. Mannschaft hin. Er stand u.a. 1963 im TSV-Team mit Manfred Streit, Günter Jäkel, Paul Ossig, Hermann Bang und Horst Wasmuth, das aus der Bezirksklasse Hanau in die Gruppenliga Frankfurt aufsteigen durfte.

Damenstrumpf als Tischtennisnetz

In die Fußstapfen Steinhäusers traten wenige Jahre später die Klassenkameraden Dieter Enders und Hermann Bang. Sie begannen mit dem Tischtennisspielen auf dem Dachboden im Haus Enders in der Griedeler Straße. Mit  selbst gebasteltem Spielgerät aus Sperrholz machten beide die ersten Schläge über ein Netz, das aus einem Nylonstrumpf bestand. Später übten die beiden Freunde fast schon besessen in jeder freien Minute bei der Evangelischen Jugend im Gemeindehaus. Irgendwann wollten sie sich mit den Alterskameraden des TSV messen. So wurde 1960 ein Freundschaftsspiel vereinbart. Dieter Enders, Hermann Bang und Co.  brachten dem aktuellen TSV-Nachwuchs mit Wolfgang Huschner, Josef und Adam Gutgesell und Uli Wissmath eine deutliche Niederlage bei. Von nun an ging die Leistungskurve von Enders und Bang im Vereins-Training in der Alten Turnhalle steil nach oben. Beide gehörten 1962 zunächst gemeinsam zur 2. Garnitur, die in der Kreisliga um Punkte kämpfte. Nach der Vorrunde wechselte Bang in die 1. Mannschaft und  war Bestandteil jener Mannschaft, die 1963 den Sprung in die Gruppenliga  erreichen konnte. Auch Dieter Enders gelang  mit der „Zweiten“ der Aufstieg in die Bezirksklasse. Somit hat sich die Jugendarbeit in  der Markusgemeinde auch  für die Tischtennis-Abteilung des TSV 1846 gelohnt  und mitgeholfen, den Tischtennissport in Butzbach voran zu bringen . Hermann Bang spielte bis 2004 ununterbrochen 40 Jahre lang in der 1. Garnitur, Dieter Enders verstärkte die TSV-Reserve bis zu seinem beruflichen Weggang , in der sich auch weitere Mitglieder der  Jungschar und des Posaunenchors wie Wolfgang Bang und Gerhard Hödtke durchsetzen konnten.

Dem TSV die Treue gehalten

Dieter Enders, der an der Justus-Liebig-Universität das Examen als Diplom- Chemiker bestand, 1974 als Bester promovierte und 1979 ebenfalls an der JLU seine Habilitation erwarb, wirkte von 1980 bis 1985 als Professor für Organische Chemie an die Uni Bonn. Ab 1985 bis zu seinem plötzlichen Tod im Juni 2019 leitete der in seiner Disziplin hoch dekorierte Butzbacher Weidig-Schüler die Abteilung für Organische Chemie an der Technischen Hochschule in Aachen. Dem TSV ist er immer treu geblieben. Beim 40-jährigen Jubiläum der Abteilung 1986 hielt er die Festansprache und klärte seine früheren Sportkameraden/innen über die Beschaffenheit, die Vor-und Nachteile sowie die Herstellung des weißen Zelluloidballes auf.  In bester Erinnerung bleibt  der Ausflug der TT-Senioren/innen Im Frühjahr  2017  nach  Aachen.  Dort war die Gruppe im Haus bei Prof. Dr. Enders zu Gast und erfreute sich an Kaffee und Kuchen sowie den berühmten Aachener Printen.