Vom Wohnzimmer des Vorsitzenden in die Schlosssporthalle

Im Jubiläumsjahr des TSV erinnern sich die Basketballer an ihre Geburtsstunde

(ba)   Es war im Sommer 1974 – da tummelte sich eine kleine Gruppe sportlich aktiver „Korbjäger“ einmal wöchentlich unter der Leitung von Mathematik-und Sportlehrer Klaus Sternagel in der Turnhalle der Schrenzerschule. Zwei von ihnen, nämlich Karlheinz Wiesner, der bis dahin bei der TG Friedberg dem roten Ball nachjagte, und Michael Rüspeler, im renommierten Bundesligaverein MTV 1846 Gießen aufgewachsen und als Schüler des Weidig-Gymnasiums selbst Betreuer einer Schulmannschaft, fassten den Entschluss, im TSV Butzbach eine Basketball-Abteilung ins Leben zu rufen. Mit diesem Wunsch traten Wiesner und Rüspeler an den damaligen 1. Vorsitzenden Alfred Jung heran. Dieser war zunächst einmal ein wenig konsterniert. „Basketball – das spielen doch die Amis oder ein paar Studenten an den Unis und das wollt ihr in Butzbach machen“, waren seine Worte. Gesagt, getan ! So kam es schließlich  zur Gründung der neben Volleyball bislang jüngsten TSV-Abteilung, die sich mittlerer Weile im heimischen Sportgeschehen mehr als etabliert hat und schon jetzt den Blick auf das Jahr 2024 richtet. Dann nämlich steht das 50-jährige Jubiläum an.

Neben Michael Rüspeler und Karlheinz Wiesner waren es Spieler wie u.a. Volker Scriba, Norbert Koschel, Peter Zielinski und Achim Brück sowie die Youngster Klaus-Dieter Popp und Ralf Hecker, die im April 1074 ihr erstes Punktspiel in der Turnhalle der Schrenzerschule austrugen. Ein US-Spieler sollte nach den Worten von Alfred Jung bei der „Ami-Sportart“ nicht fehlen: sein Name  John F. Cannon. Auch der erste Übungsleiter war ein  US-Amerikaner, der ein Butzbacher Mädchen heiratete und in der Wetterau ansässig wurde. Die Rede ist von Roger Oakley, dessen Sohn Mike im TSV zu einem guten Handballer ausgebildet wurde. Tochter Sonja errang für die Tischtennis-Abteilung schöne Erfolge mit der Mannschaft. Individuell spielte sie im Bezirk auf hohem Niveau und qualifizierte sich für die Hessenmeisterschaften.

Das Spiellokal Turnhalle der Schrenzerschule entpuppte sich damals als die einzige Möglichkeit, die den TSV-Basketballern zum Üben angeboten wurde. Beim näheren Hinschauen war das eine heutzutage unzulässige Sportstätte für den Basketballsport, befanden sich doch die Korbanlage, das Ende des Spielfeldes und die sich anschließende Hallenwand praktisch auf einer Ebene. Die Verletzungsgefahr für die Akteure musste als riesengroß angesehen werden. Die TSV-Location war glücklicherweise nicht die Einzige dieser Art im Bezirk Gießen, denn ähnliche Zustände herrschten auch u.a. in Dillenburg und in Steinmühle, wo es ebenfalls gefährlich eng zuging. Im Laufe der Jahre und mit zunehmender Anerkennung des „Ami-Sports“ verbesserte sich die Hallensituation und die TSV-Basketballer mussten regelmäßig neue Spielstätten beanspruchen. Ein Fortschritt war schon das Spielen in der Turnhalle der ehemaligen MPS Oberer Hüttenberg in Kirch/Pohl-Göns, ehe man einige Jahre später die 3,05 m hohen Körbe der Weidig-Halle nutzen konnte, sofern die Holzbretter nicht von übereifrigen Handballexperten der Schule deformiert wurden. Beinahe optimal untergebracht war die TSV-Sparte in der Sporthalle am Hallenbad, die Domizil der 1. gut situierten Herrenmannschaft war. Hinsichtlich ihrer Austragungs-und Übungsstätte durfte man den Weggang der US-Streitkräfte als einen Glücksfall für die TSV-Basketballer bezeichnen. Nach langem „Kampf“ und sehr intensiven Einwänden einiger Butzbacher Sport-Ehrenamtlichen konnte man verhindern, dass die Schlosssporthalle entgegen den Planungen führender Butzbacher Kommunalpolitiker abgerissen wurde. Eine neue und dauerhafte Heimat für die Basketballerinnen und Basketballer wurde gefunden und noch heute ist dieser Glücksfall dafür verantwortlich, dass 15 Erwachsenen-und Jugendmannschaften ihren Lieblingssport ausüben können.

Der Abzug der US-Streitkräfte hatte aber auch Nachteile. Über viele Jahre genoss der TSV das Privileg, in Sachen US-Spieler (damals war nur ein ausländischer Spieler erlaubt) aus dem Vollen schöpfen zu können. Ein US-Boy stand immer im Team, wenn auch manchmal deren Pünktlichkeit durch Abholaktionen und Kasernenbesuche nachgeholfen werden musste.

In bleibender Erinnerung sind bei den Butzbacher Basketballern einige basketballspielende US-Soldaten geblieben. Waren es anfangs Namen wie Reinhard „Hardy“ Leicht, Glenn Williams oder Dale Wesselhoft, die das Team um die deutschen Leistungsträger Thomas Schmidt, Harald Thäle, Oliver Schmidt oder Achim Größer verstärkten, so brachten es später Spieler wie Tim Butler oder der unvergessene Robert „Bob“ Lego, der neun Jahre lang das Butzbacher Trikot trug, zu höchster Anerkennun

g.

 Bildunterschrift: Time-out im ersten Meisterschaftsspiel der TSV-Basketballer. Zu erkennen sind v.l. Wilfried Boch, Peter Zielinski, Achim Brück, K.D.Popp, Karlheinz Wiesner und Michael Rüspeler (Foto: TSV-Archiv, Text: ba)