TT – Folge 15

Ostheimer Michael Weiß hat eine Butzbacher Tischtennis- Vergangenheit

Seit 75 Jahren wird beim TSV Butzbach Tischtennis gespielt

(ba)   Am Ende der Saison 1988/89 ist dem TSV Ostheim nach zwei Vizemeisterschaften endlich der große Wurf gelungen. Dank der überragenden Leistung von Spitzenspieler Michael Weiß, der im vorderen Paarkreuz der starken Tischtennis- Bezirksliga insgesamt 31 Siege bei nur 8 Niederlagen feiern konnte, holte sich das TSV-Sextett, in dem außerdem Eckardt Haub, Burkard Müller, Uli Mahler, Albert Rittler und Werner Heyder mitwirkten, den Titel und erreichten den Aufstieg in die Bezirks-Oberliga. So ähnlich berichtete damals die BZ. Mit diesem Meisterstück hatten die Ostheimer  wohl endgültig die Vorherrschaft übernommen und den alten Rivalen TSV Butzbach ins zweite Glied verdrängt. Michael Weiß, der als Geschäftsführer der EVB in Butzbach bestens bekannt ist, und seine Mannschaftskameraden spielten beinahe drei Jahrzehnte auf hohem Niveau weiter. Bereits in der Saison 1978/79, also 10 Jahre vorher, stand  Weiß schon einmal im Rampenlicht, damals im Trikot des TSV Butzbach. Nach einem packenden Zweikampf mit dem TTV Nieder-Mockstadt holte sich der TSV  in der Aufstellung Bernd Reuß, Hermann Bang, Freddy Jost, Klaus Hartmann, Erich Seitz und Michael Weiß die Meisterschaft der Bezirksliga. Der Sprung in die Bezirks-Oberliga war endlich wieder geglückt. In der BOL konnten sich die Butzbacher mit Friedrich Albrecht verstärken. Das TSV-Sextett, in dem wiederum Weiß aufschlug, spielte 1979/80 bis zuletzt um den Titel mit, verpasste aber leider durch eine knappe Niederlage gegen den TTC Büdesheim den Aufstieg in die Landesliga.

M. Weiß wechselt zum TSV Butzbach

Im Frühjahr 1973 tauchten wie aus heiterem Himmel mit Michael Weiß und Volker Saßmannshausen zwei junge Tischtennisspieler in der Turnhalle der Degerfeldschule, um beim TSV anzuheuern, weil sie beim Ostheimer TSV in einer Aktiven-Mannschaft keine Berücksichtigung fanden. Beide machten im Butzbacher Trikot sogleich bei den Stadtmeisterschaften in der Jugendklasse mit einem zweiten Platz auf sich aufmerksam. Im folgenden Jahr konnte Abteilungsleiter Hermann Bang Michael Weiß in den Übungsleiterstab für den Nachwuchs einbauen. Diese Aufgabe machte dem jungen Ostheimer eine Menge Spaß. Als äußerst engagierter Betreuer führte er die weibliche Jugend mit Ute Seidel, Bärbel Vogl, Claudia Göpel und Ramona Sieg auf Anhieb zur Kreismeisterschaft. Weiß, der 1974/75 zum Jugendleiter gewählt wurde, meldete mit seinem Trainerstab, der sich aus den Spielern Rudi Brüser, Horst Wächtershäuser und Hermann Bang rekrutierte, den nächsten Erfolg, denn die männliche Jugend mit Klaus Hartmann, Peter Seidel, Eugen Jäger und Dietmar Strauß wurde in der Leistungsklasse Vizemeister. Bei den Aktiven rückte der erfolgreiche Jugendtrainer in die 2. Garnitur auf, in der er gemeinsam mit Heinz Stürmer, Wolfgang Bang, Rudi Brüser, Horst Wächtershäuser und Helmut Hartmann auf Punktejagd gingen. 1978 gelang ihm dann der Sprung in die 1. Mannschaft. Nicht nur aus sportlicher Sicht war Michael Weiß ein Gewinn für die Butzbacher Tischtennis-Abteilung. Auch außerhalb des Spiellokals brachte sich Weiß mit viel Elan ein. Er gehörte zum Organisationsteam für die Ausflugsfahrten nach Prag, Amsterdam und zur Seiser Alm. Als begeisterter Wanderer durchstreifte er gemeinsam mit Abteilungsleiter Bang und anderen Gleichgesinnten die benachbarten Taunuswälder. 1976 beschlossen die beiden Sportkameraden, Bergsteiger zu werden und höhere Ziele in Angriff zu nehmen. Die Ausrüstung wurde vervollständigt und eifrig Pläne geschmiedet. Der Südtiroler Vinschgau wurde zum  Ziel ausgewählt. Mit dem Langtauferer Hüttenwirt Christian Hohenegger gelang der Aufstieg über Eis und Schnee auf die 3750 Meter hohe Weißkugel, ein Bergriese, der an das österreichische Ötztal grenzt. 1977 stand die gleiche Seilschaft erneut auf dem hohen Gipfel am Ende des Langtauferer Tales unterhalb des Reschensees. Seitdem ziert auch der schmucke Wimpel des TSV Butzbach die Gaststube der 2560 Meter hoch gelegenen Weißkugelhütte, die für die beiden Tischtenniskameraden mehrmals der Ausgangspunkt für unvergessene Bergtouren war.

Bei einer Jubiläumsveranstaltung der TSV-Tischtennis-Abteilung trafen sich die drei Bergkameraden (v.l.) der damalige 1. Vorsitzende Alfred Jung, Michael Weiß und Hermann Bang.

Rückkehr zum TSV Ostheim

 Im Jahr 1980 entschloss sich Michael Weiß, der an den Tischtennisplatten des TSV zu einem brauchbaren Spieler gereift, zu seinem Stammverein TSV Ostheim zurückzukehren. Das führte erst einmal zu „atmosphärischen Störungen“ zwischen den befreundeten Bergkameraden, die aber bald wieder abebbten. Als Michael Weiß seinen Doppelpartner Albert Rittler, ein exzellenter Kletterer im Pfälzer Buntsandstein und in diversen Führen der Dolomiten, ins Spiel brachte, ging es wieder gemeinsam in die Südtiroler Berge. Jetzt klirrten die Karabiner auf den Eisenwegen der Sella (Pisciadu und Pössenecker), am Fanesturm und an der Marmolada. Die Bergsteigergruppe vergrößerte sich alsbald durch Alfred Jung, dem damaligen 1. Vorsitzenden des TSV Butzbach. Die Seilschaft aus Butzbach und Ostheim wagte sich mit dem bergerfahrenen Albert Rittler sogar an die ganz großen Touren wie die Überschreitung der Civetta von der Coldai- zur Vazzoler-Hütte über zwei extreme Klettersteige. Wie bei der Civetta-Tour war man auch bei dem Unternehmen Moiazza annährend 12 Stunden im Fels unterwegs und geriet an seine Grenzen wie auch bei der Besteigung der Tofane di Rozes bei Cortina. Bei den Touren zur Zugspitze und in den Allgäuer Alpen machten weitere Butzbacher Tischtennisspieler wie z.B. Jochen Rapp und Gerhard Pracht ihre ersten Erfahrungen im Berg. Bei der Besteigung des 3200 Meter hohen „Schnebigen Nock“ in der Rieserferner-Gruppe bei Bruneck entdeckten die Butzbacher Sportler die Schönheiten des Ahrntals, dem man bis dato immer wieder einen Besuch (beim Florian in Rein) abstattet. An ein Ereignis erinnern sich die Bergkameraden Weiß, Bang und Rittler noch heute gern. Nach einer Tour in der Sella-Gruppe lernte man im Grödner-Joch-Hospiz den Südtiroler Höhenbergsteiger Hans Kammerlander aus Ahornach kennen. Diesen konnten die drei Bergfreunde im November 1996 zu einem Lichtbildervortrag über seine waghalsigen Achttausenderunternehmungen im Himalaya in die Nieder-Weiseler Mehrzweckhalle holen. Der Südtiroler lockte über 500 begeisterte Zuhörer an. Auch durch den Verzehr von Südtiroler Speck, Kaminwurzen und „Vinschger Fladen“ kam bei diesem gelungenen Event ein Überschuss von 2000 DM zustande, der den beiden Tischtennissparten in Butzbach und Ostheim übergeben wurde Die Berg-Freundschaft der TT-Sportler Michael Weiß, Albert Rittler und Hermann Bang besteht nun schon trotz früherer Rivalität an den Tischtennisplatten seit vielen Jahren.