TT-Folge 5

Pferdesalbe half Andreas Gilbert auf die Beine

Im TSV 1846 Butzbach wird seit 75 Jahren Tischtennis gespielt- Teil 5

(ba)   Im Tischtennissport passieren  allerlei Kuriositäten. Auch beim TSV Butzbach erinnert man sich an zurückliegende Ereignisse, die nicht alle Tage vorkommen. Handball-oder Fußballspiele sind nach einer festgelegten Spielzeit beendet. Bei Tischtennisbegegnungen weiß man vorher nur sicher, dass die Partie beendet sein wird, wenn eine Mannschaft 9 Punkte erreicht hat. Möglich ist auch ein 8:8-Unentschieden. Ob das Endresultat nach zwei, drei, vier oder sogar mehr Stunden feststeht, kann nicht vorausgesagt werden. In der Turnhalle der Degerfeldschule gingen Meisterschaftsspiele des TSV manchmal erst nach Mitternacht zu Ende. Zu den Landesligazeiten des TSV Ende der 1960-iger Jahre mussten sich die Butzbacher Spieler immer dann auf ein Marathonmatch einstellen und sich bei Sonntagsspielen vom Mittagstisch abmelden, wenn der Gegner FV Weilburg hieß und Manfred Streit vom TSV auf Jürgen Warlies vom FV traf. Beide hielten als Defensivspieler den Ball sehr lange im Spiel und versuchten durch Schnittwechsel den Gegner auszutricksen. Da dauerte so mancher Ballwechsel schon einmal zwei Minuten. Um solche Begegnungen schneller zu Ende zu bringen, führte der Tischtennisverband die Zeitspielregel ein. Wenn ein Satz nach 15 Minuten nicht vorüber ist, tritt diese Regel ein. Dazu benötigte man neben dem Schiedsrichter zusätzlich eine Person zum Zählen der Ballwechsel, weil der Aufschläger bis zum 12. Rückschlag den Punkt gemacht haben muss. Die Auseinandersetzungen zwischen Streit und Warlies dauerten allesamt länger als 45 Minuten und sorgten stets für Spannung oder auch Langeweile. „Meist hat sich Warlies durchgesetzt, weil er schneller in den Angriffsmodus kommen konnte“, erinnert sich Manfred Streit. Einen Rekord gab es bei den Weltmeisterschaften 1939. Da  dauerte im Finale der erste Satz zwei Stunden. Heute findet die Zeitregel kaum noch Anwendung, weil das Spiel an Tempo enorm zugelegt hat.

Von Netz-und Kantenbällen

„Du Glücksspieler“ schallt es bei Meisterschaftsspielen ab und an durch die Halle. Das passiert manchmal, wenn ein Spieler einen Punkt mit einem „faulen Ball“, einem Kanten-oder Netzball, für sich verbuchen konnte. Meist entschuldigt sich der Verursacher, mal mit aufgesetzter trauriger Mine oder auch mit einem freudigen Grinsen im Gesicht. Ob das „Es tut mir leid“ ernst gemeint ist, sei dahingestellt. Einen  Glücksspieler hoch 3 hatte der TSV  in der Gruppenliga-Saison 1985 mit Günter Jäkel in seinen Reihen. In einem engen Match bei der TGS Jügesheim ging es zwischen Heinz Sanzenbacher und Günter Jäkel in den dritten Satz, der damals noch bis zum 21. Punkt gespielt wurde. Bei einer Niederlage Jäkels hätte der TSV wohl die Partie verloren und wäre tief in den Abstiegsstrudel geraten. Der Jügesheimer Oldie führte schon mit 20:16 und hatte die Partie fest im Griff. Da passierte das Unfassbare. Jäkel fabrizierte zwei Netzroller und verkürzte auf 18:20. Es folgte ein Kantenball und ein weiterer Netzball zum 20:20-Ausgleich. Der völlig entnervte Jügesheimer erlaubte Jäkel schließlich eine Chance zum Schmetterball, die der Butzbacher kaltblütig zu nutzen wasste. Der Siegespunkt zum 22:20 kam erneut durch einen „faulen Ball“ zustande. Günter Jäkel riss die Arme zum Jubeln nach oben, stürmte freudestrahlend auf seinen deprimierten Gegner zu, um ihm die Hand zu schütteln. Die Akteure beider Mannschaften erwarteten schon Handgreiflichkeiten, weil Sanzenbacher bei so viel Pech völlig die Fassung verloren hatte. Das war schon eine komische  Situation. Nicht nur die Jügesheimer, sondern auch die Butzbacher spendeten dem unglücklichen Verlierer Trost, der dann schnell wieder seinen Frust vergessen konnte. Der Gast aus Butzbach holte am Ende durch Jäkels „Dussel“ einen wichtigen Zähler im Kampf um den Klassenverbleib.

Duplizität der Ereignisse

Die 2. Garnitur des TSV holte sich 2007 die Vizemeisterschaft in der Kreisliga 1 Wetterau hinter dem KSV Klein-Karben und durfte in Alsfeld ein Relegationsspiel gegen den TV Kefenrod bestreiten, das in der Aufstellung, A. Gilbert,G. Krendl, Th. Flemming, H. Bang, S. Sadtler und  G. Sann gewonnen werden konnte. Damit war der Aufstieg in die Bezirksklasse 7 Mitte geglückt. Dort gehörte die TSV-Reserve nach Abschluss der Vorrunde zu den abstiegsbedrohten Mannschaften. Zwei Spieltage vor Saisonende kam es zu einem „Vierpunktespiel“ bei der ebenfalls vom Abstieg bedrohten TTG Lindheim. In einer spannenden Begegnung konnte der Gast aus Butzbach in der „Höhle des Löwen“ mit 8:7 in Führung gehen. Im Schlussdoppel sollten H. Bang/Gilbert den Sieg klarmachen. Die beiden Butzbacher gewannen auch den ersten Satz. Im zweiten Durchgang knickte Gilbert um. Sein Knöchel färbte sich blau und schwoll an. Er wollte schon schmerzgeplagt aufgeben, da packte sein Mannschaftskamerad und Pferdebesitzer Sascha Sadtler eine Dose mit Pferdesalbe aus und behandelte Gilbert. Dieser zog nach einiger Zeit seinen Sportschuh wieder an, konnte sich aber nicht mehr richtig bewegen, so dass folglich der zweite Satz verloren ging. Im entscheidenden Durchgang zogen die Lindheimer  Schweickardt/Bernd deutlich davon und strebten einem ungefährdeten Sieg entgegen. Kurz vor dem Matchball wiederholte sich das Ereignis aus dem ersten Satz, jedoch auf Lindheimer Seite. Bei einer Abwehraktion geriet Helmut Bernd  ins Straucheln und stürzte. Seine Fußverletzung war so schwerwiegend, dass er nicht mehr weiterspielen konnte. Gilbert/Bang profitierten vom Unglück der Lindheimer Paarung und gewannen das Match durch Abbruch. Während die Gastgeber ihr Pech nicht fassen konnten, fuhr das TSV-Sextett mit zwei Punkten in der Tasche nach Hause. Damit stand der Klassenerhalt fest.